„Blicke in dein Inneres. In deinem Inneren ist die Quelle des Guten, und sie wird immer weiter sprudeln, wenn du nur immer weiter gräbst.“ Marcus Aurelius, Selbstbetrachtungen VII, 59
Welch tiefe Wahrheit birgt sich in diesem erhabenen Wort des weisen Kaisers! Es geziemt dem Menschen, der nach Erkenntnis und wahrer Tugend strebt, zuerst den untersten Grund seines eigenen Wesens zu erforschen. Denn der Quell allen Guten entspringt im Innern und bedarf der täglichen Pflege und beständigen Aufmerksamkeit – wie ein verborgenes, doch lebendiges Wasser im Schoße der Erde.
In einer Zeit, da der Lärm der Welt und das Geschäft der äußeren Dinge unser Gemüt zu zerstreuen drohen, bleibe stets eingedenk, dass die erste und vornehmste aller Pflichten jene der Sorge um das eigene Selbst ist. Der menschliche Körper, dieses wundersame Heiligtum, welches der Seele zur Wohnstatt dienen darf, verdient höchstes Maß an Achtung, Pflege und mildem Wohlwollen. Doch wie häufig gerät dies in Vergessenheit, und wir wundern uns, wenn die Schwermut auf uns sinkt oder die Kräfte erlahmen!
Von alters her wussten die Weisen, dass, wer sich selbst nicht zu lieben vermag, auch anderen keine wahrhaftige Liebe schenken kann. Es ist die Verirrung des Geistes, in der Selbstsorge bloß Eitelkeit oder Hochmut zu sehen; vielmehr ist sie das Fundament jeder Tugend und das Urbild echter Humanität.
Wer seinen Leib als Tempel der Seele begreift, wird behutsam wählen, womit er ihn nährt, wie er ihm Rast gönnt, welche Bewegung ihm frommt. So wenig er mit einem ihm anvertrauten Schatz achtlos umginge, so wenig darf er mit dem eigenen Leib verfahren, sondern er soll ihn hegen, als sei er das wertvollste Gut, das ihm zuteil wurde.
In den stillen Stunden der Kontemplation, wenn wir den Blick abwenden von den Zerstreuungen der Welt und ihn nach innen richten, da entspringt jene Quelle des Guten, von welcher Marcus Aurelius spricht. Doch diese Quelle verlangt tägliche Hinwendung, gleich einem Garten, der nur durch kontinuierliche Fürsorge gedeiht. Der Mensch, der diese innere Kultivierung versäumt, gleicht dem Gärtner, dessen Garten dem Wildwuchs anheimfällt und der dann klagt, dass keine Früchte wachsen.
So sei die Pflege des Leibes und der besonnene Umgang mit dem eigenen Sein kein Werk des Zufalls, sondern eine stille Kunst, die tägliche Übung verlangt. Die Seele, wie der Garten, verlangt nach Ordnung, Licht und liebevoller Hand – damit sie Blüten und Frucht tragen möge, zur Freude des Einzelnen und zum Segen der Gesellschaft.
So frage ein jeder sich zur Schwelle des Wochenendes: Pflege ich mit der gebührenden Andacht den Tempel, der meiner Seele zur Herberge dient? Wie behandle ich das Instrument meines Lebens, das mir einzig anvertraut ward? Bin ich mir selbst ein treuer Hüter?
Denn wahrhaftige Humanität beginnt zu Hause – wo der Körper zum Tempel der Seele wird. Wer diese Quelle in sich findet und bewahrt, trägt Wohlwollen und Frieden hinaus in die Welt: still, beständig, wandlungsfähig.
Möge jeder, der dies liest, in sich selbst die Quelle des Guten finden und sie tagtäglich pflegen – auf dass sie nie versiegen und vielen zum Segen gereiche.
Was, wenn ein wiederkehrender Albtraum zum Wendepunkt wird?
In diesem Artikel begleiten wir eine Frau, die jahrelang im Schlaf vor ihrer Angst floh – bis ihr Traum sich wandelte und sie erstmals den Mut fand, sich der Bedrohung zu stellen.
Träume sind mehr als flüchtige Bilder: Sie lassen uns wachsen, geben unserem Innersten eine Stimme und können eine überraschende Quelle von Trost, Kraft und Selbsterkenntnis sein.
Mit Blick auf Geschichte, Psychologie und Lebenspraxis zeigt der Text, wie unsere Nächte ungeahnte Wege zum Vertrauen in uns selbst öffnen – und lädt ein, den eigenen Traumbildern mit mehr Neugier zu begegnen.
„So selbstsüchtig der Mensch auch sein mag, in seinem Wesen liegen dennoch deutliche Instinkte, die ihn am Schicksal anderer interessieren.“
— Adam Smith
„Nach Polanyi liegt allen Menschen ein Reservoir moralischer Leidenschaften inne, während moralische Ideale der bewussten Umkehr unterliegen können.“
Historiker flüstern von Plotin, der Mitgefühl als launisches Echo des Einen beschreibt – bis ihm das Ego wieder dazwischenfunkt. Meister Eckhart empfiehlt, Empathie nicht zum Korsett werden zu lassen. Adam Smith warnt vor der Liaison aus Eigennutz und Mitgefühl, die sich im Alltag so zuverlässig abnutzt wie Socken nach drei Waschgängen.
Psychologie heute: Empathiesignale leuchten im fMRT auf wie Sonderangebote beim Winterschlussverkauf, verlöschen aber meist schneller als eine virale Trendfrisur. Gruppenidentität übernimmt das Kommando, Filterblasen verleihen Empathie eine Halbwertszeit von exakt einer News-Timeline. Empathie vs. Sympathie – im Lexikon fein säuberlich unterschieden, im echten Leben jedoch ein Gefühlscocktail mit schalem Nachgeschmack.
Und mitten im Durcheinander:
In den Untiefen unseres Egos, dieses selbstverliebten Narziss, taumelt Empathie wie ein betrunkener Matrose auf hoher See.
Die Sufis, diese ewigen Optimisten, preisen ihre sieben Stufen zur Erleuchtung – als wäre das Ego eine Küchenzwiebel. Rumi säuselt von polierten Herzensspiegeln, während wir meist in den Schlieren verschmierter Selfie-Kameras posieren.
Als Pointe des Universums stolpern wir dann über unsere eigenen Erwartungen – und landen kopfüber im Meer des Mitgefühls. Vielleicht ist es genau dieses Spannungsfeld zwischen spiegelbildlicher Selbstverliebtheit und einem Anflug von Empathie, das uns Menschen in dieser bittersüßen Absurdität so wunderbar liebenswert macht.
Während das Ego im Spiegelkabinett Pirouetten dreht, lauern Erwartungen wie tückische Fallstricke am Wegesrand. Das Leben, dieser sadistische Kellner, serviert Desillusionierung à la carte – dazu empfiehlt er einen Tropfen bitterer Erkenntnis.
Philosophen, die Hofnarren der Gedankenwelt, murmeln trocken:
„Erwartungen sind vorprogrammierte Enttäuschungen.“
Und ja, wir tappen trotzdem immer wieder in dieselbe Falle. Doch siehe da: Im Tal der Ernüchterung sprießt gelegentlich eine seltsame Blume – die Gelassenheit. Wer hätte gedacht, dass der Schlüssel zum Glück darin liegen könnte, die eigene Erwartungsblase platzen zu lassen?
Stellen Sie sich vor, Empathie wäre ein exklusiver Nachtclub. Das Ego steht vor der Tür wie ein übermotivierter Türsteher, während die Erwartungen drinnen die Playlist kontrollieren. Kein Wunder, dass echtes Mitgefühl so selten auf die Tanzfläche kommt!
Nietzsche ruft dazwischen:
„Mitleid ist versteckte Verachtung.“
Fritz Breithaupt ergänzt:
„Empathie ist Gruppenprojekt. Wer draußen steht, bleibt draußen.“
Spirituell servieren wir als Digestif:
„Wahre Empathie ist das Schweigen des Egos.“
— Ibn ʿArabī
Und zuletzt – für alle, die noch an positives Karma glauben:
„No good deed goes unpunished.“
— Oscar Wilde
Am Schluss bleibt: Empathie – beschworen in Sonntagsreden, versehentlich in Aktion getreten, in gesellschaftlichen Debatten zuverlässig missverstanden. Das wahre Mitgefühl blüht, wenn überhaupt, auf dem Kompost verbrannter Vorsätze und zerknüllter Ideale.
Was verbindet Blüte und Flügel?
In poetischer wie philosophischer Sprache nimmt dieser Essay die scheinbar beiläufige Begegnung einer Hummel mit einer Sonnenblume zum Ausgangspunkt, um den Blick auf die großen Fragen zu richten: Vernetzung und Beziehung, die Kreisläufe des Lebendigen, sinnliche Wahrnehmung und den Ursprung von Schönheit in der Natur. Das Staunen angesichts des Einfachen wird zum Tor zu Erkenntnis und Verantwortung. Wer hier liest, erfährt: Lebenskunst beginnt im achtsamen Zusammenspiel mit dem, was lebt – und offenbart im kleinsten Detail das große Ganze.
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Manchmal geschieht es ganz unmerklich: Ein Gedanke, der zuvor fest und unverrückbar schien, verliert seinen Glanz und wird schal. Eindrücke, die wir für das Letzte und Unwandelbare hielten, zeigen sich, wenn wir sie unter dem neuen Licht eines anderen Standpunkts betrachten, in einem ganz anderen Gewand. Dieses Beständige und Wanken der Urteile ist nicht bloß ein Gegenstand der Philosophie, sondern vor allem ein Kennzeichen des wahren Geistes; jenes freien Geistes, der sich nicht in statischer Erstarrung verharrt, sondern das Denken als unaufhörliche Bewegung erkennt, als eine Prozession möglicher Erkenntnisse.
Die Bereitschaft, den Gesichtspunkt zu ändern, soll nicht missverstanden werden als bloße Windigkeit oder Selbstwidersprüchlichkeit, sondern ist der rechte Weg der Selbsterkenntnis und geistigen Reife. Zahlreiche vornehme Lehrer der Weisheit haben uns belehrt, dass das wahre Erkennen Zweifel, Revision und die Kunst der beständigen Prüfung der eigenen Gedanken erfordert. Wahrheit ist kein unveränderliches Gut, sondern offenbart sich vielmehr in dem fortwährenden Gespräch des Geistes mit sich selbst und der Welt.
Diese Gesinnung erfordert großen Mut – den Mut, das Bekannte loszulassen, die Unsicherheit zu umarmen und die unerwartete Erkenntnis freudig zu empfangen. Nur so offenbart sich dem Menschen die volle Freiheit seines Geistes, fern aller Starrheit und selbstzufriedener Gewissheit.
Es gebührt uns, die Worte jener außergewöhnlichen Denkerin des 17. Jahrhunderts in Erinnerung zu rufen, Madeleine de Scudéry:
„Wer die Welt erkennt, erkennt sie immer zweimal: einmal im Licht der Zeit, dann im Schatten des Herzens.“
Dieses Zitat bringt auf den Punkt, dass Erkenntnis sowohl ein rationaler als auch ein emotionaler Vorgang ist – ein doppelseitiges Leuchten, das uns erlaubt, die Welt aus wechselnden Blickwinkeln zu erfassen, sie immer wieder neu zu deuten und den Standpunkt fortwährend zu nuancieren.
So zeigt sich, dass wahre geistige Entwicklung dort erwächst, wo wir uns erlauben, anders zu denken als gestern – nicht aus Unentschlossenheit, sondern aus dem Vertrauen, dass jeder Perspektivwechsel unser inneres und äußeres Sein bereichert.
Begreifen wir dies als Einladung zum beharrlichen, mutigen und offenen Philosophieren über uns selbst und die Welt – im Bewusstsein, dass Wandel kein Verlust, sondern Gewinn ist.
Cogito Interruptus – Über das Ungenügen des Denkens und die Kunst, sich zu langweilen
Gestatten Sie, dass ich Sie einlade, einen Garten des Geistes zu betreten, in welchem das Denken nicht dem schnellen Triumph der Gewissheit, sondern der geduldigen Erkundung verpflichtet ist. Das Fragen entfaltet sich als eigentliche Disziplin, das Innehalten wird zur Stärke und das Fragmentarische erscheint nicht als Mangel, sondern als Quelle neuer Einsichten. Zweifel und Muße sind die vertrauten Begleiter auf diesem Weg, der weniger zur Vollendung als zur Verfeinerung des Nachsinnens führt – ein Ort, an dem das Denken seine Tiefe und Freiheit entfaltet.
O Leser, wie oft erstaunt es mich, wenn ich in den Blättern der Vorzeit wandle und entdecke, wie wenig sich das menschliche Herz und Gemüt im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat. Die Feder, geführt von Männern und Frauen voll Geist und Scharfsinn, vermag es, Wahrheiten zu künden, die, obgleich vor zweihundert Jahren zu Pergament gebracht, noch heute in unser Ohr hallen, als wären sie erst gestern gedacht.
Welch sonderbare Trauer und zugleich Wonne liegt darin, zu erkennen, dass der Mensch, so sehr er sich auch bemüht, dem Irrtum, der Eitelkeit und der Sehnsucht nach süßem Trug stets aufs Neue verfällt. Der treffliche Lichtenberg sprach:
„Vom Wahrsagen lässt sich wohl leben in der Welt, aber nicht vom Wahrheit sagen.“¹
Und siehe, auch im heutigen Jahre, da die Uhren anders schlagen und die Kutschen zu Fahrzeugen geworden sind, die mit Lichtgeschwindigkeit Botschaften tragen, gilt dieses Wort unverändert fort.
So sei es denn Pflicht und Lust des Schreibenden, mit spitzer Feder und wachem Geist die Torheiten der Gegenwart zu spiegeln und zu mahnen, dass die Wahrheit – ob beliebt oder verschmäht – stets ihr Recht behält. Denn was sind wir anderes als wandernde Schatten, die, vom Lichte der Erkenntnis berührt, einen Augenblick lang sichtbar werden auf dem Gewebe der Zeit?
¹ Georg Christoph Lichtenberg: Sudelbuch J 787, 1789–1794.
Geneigter Leser,wer sich in diese Gefilde verirrt, erblicke mit nachsichtiger Milde das unvollendete Antlitz dieser Unternehmung. Die Baukunst an diesem Orte ist, wie so vieles im Leben, ein Werk des fortwährenden Aufschubs und der heiteren Improvisation. Man möge mir die behelfsmäßige Einrichtung vergeben.
„Certum Abyssum“ widmet sich der Erforschung menschlicher Abgründe, Zweifel und Schattenseiten und steht für die analytische Konfrontation mit dem Unbequemen und Verdrängten. „Spiegelung der Schattenreiche“ hingegen beschreibt, wie wir mit diesen Abgründen umgehen, sie verarbeiten und integrieren – es geht um Wege zur inneren Versöhnung, Wandlung und Heilung.
Beide Perspektiven stehen nicht im Widerspruch, sondern bilden eine dialektische Spannung: Zunächst gilt es, die eigene Dunkelheit zu erkennen, dann sie zu verwandeln und zu integrieren. Erst in der bewussten Annahme und Gestaltung des eigenen Schattens zeigt sich ein reifer, menschlicher Umgang mit der eigenen Psyche.
Im Zentrum steht stets die Aristokratie des Geistes: Nur wer den Mut aufbringt, sich seinen inneren Schatten zu stellen, kann echte Humanität entwickeln. Heilung beginnt dort, wo wir erkennen – vor allem aber dort, wo wir annehmen, umgestalten und integrieren.
Stilistisch zeigen sich beide Ansätze unterschiedlich: „Certum Abyssum“ nutzt Enthüllung, Scharfsinn und ironische Distanz, während „Spiegelung der Schattenreiche“ auf empathische Analyse, Perspektivwechsel und innere Reflexion setzt.
Die daraus entstehende Spannung ist bewusst gewählt und produktiv; sie fordert dazu auf, nachzudenken, statt sich mit einfachen Antworten zufriedenzugeben. So entsteht ein künstlerisch-philosophisches Gesamtbild, das die Ambivalenz menschlicher Existenz ernst nimmt und Erkenntnis als schöpferischen Prozess würdigt.
Beide Betrachtungsweisen bilden somit zwei Schritte einer existenziellen Reise: die schonungslose Konfrontation mit dem eigenen Schatten – und die Möglichkeit, daraus Wachstum und Heilung zu schöpfen. Gerade in dieser dialektischen Bewegung liegt die eigentliche Tiefe und Innovationskraft meines Projekts.
Die Erfahrung lehrt uns, dass der Mensch nicht allein von äußeren Reizen, sondern auch von inneren Beweggründen geleitet wird. Wer sich hier einträgt, folgt vielleicht nicht nur dem bewussten Wunsch nach Information, sondern auch jenen verborgenen Impulsen, die nach gelegentlicher Irritation, intellektueller Anregung und dem leisen Gefühl der Zugehörigkeit verlangen. Erwarten Sie keine regelmäßigen Gaben, sondern Mitteilungen, die dann eintreffen, wenn das Unbewusste sich meldet und das Bewusste es für mitteilenswert hält.
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